Freitag, März 29, 2024
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Showdown bei Apple: John Sculley vs. Steve Jobs

Steve Jobs und John SculleyDer Apple Macintosh war nicht von Beginn an ein Erfolg. Die Hardware war für die Anforderungen einer grafischen Benutzeroberfläche nicht gerade üppig ausgelegt. Insbesondere der Hauptspeicher war knapp bemessen. Und es gab damals noch keine Festplatte für den Mac. Außerdem mangelte es noch an geeigneter Software.

Dem Mac fehlten die Anwendungen, die im IBM-Werbespot für den PC die Charlie-Chaplin-Figur Karton für Karton durchs Bild schleppte. Werbung für den ersten IBM PCDaher bemühten sich Guy Kawasaki und andere “Software Evangelists” von Apple die Entwickler in anderen Softwarefirmen davon zu überzeugen, Programme für den Mac zu schreiben. Das mit 128 Kilobyte viel zu enge bemessene ROM des Mac machte diese Aufgabe nicht einfach. Erst als ein Jahr nach dem ersten Macintosh der “Fat Mac” mit 512 Kilobyte raus kam, war der enge Flaschenhals beseitigt.

Das Problem spitzte sich zu, als Anfang 1985 sich in der Lagern die Macs türmten, die im Weihnachtsgeschäft 1984 keine Käufer gefunden hatten. Apple musste den ersten Quartalsverlust in der Unternehmensgeschichte veröffentlichen und ein Fünftel der Belegschaft entlassen. In einem Marathon-Meeting am 10. und 11. April 1985 verlangte Apple-CEO John Sculley, Steve Jobs den Posten eines Apple Vicepresident und General Managers der Macintosh-Abteilung zu entziehen.

https://youtu.be/swS3snzOAvI?t=4m25s

Wie der IBM PC und Windows sich gegen den Mac durchsetzten
(Ausschnitt aus der PBS-Doku „Triumph of the Nerds„)

 

Als neuer Apple-Chairman sollte Steve Jobs nach dem Willen von Sculley die Firma nach außen hin vertreten, ohne Einfluss auf das Kerngeschäft zu haben. Als Jobs von den Entmachtungsplänen Wind bekam, versuchte er einen Putsch gegen Sculley im Apple-Board zu organisieren. Sculley sagte dem Board: „Schaut her, das ist Steves Firma. Ich wurde hier her geholt, um zu helfen. Und wenn ihr Steve die Firma führen lassen wollt, ist das auch in Ordnung. Wir müssen aber entscheiden, was wir tun wollen. Und jeder muss hinter dieser Entscheidung stehen.“ Die Mehrheit im Board stand hinter dem Ex-Pepsi-Mann und wandte sich von Steve Jobs ab.

Am 31. Mai 1985 verlor Jobs seine Verantwortlichkeiten und wurde auf den Chairman-Posten abgeschoben. Im September verließ der Apple-Mitbegründer mit einer Handvoll Leute das Unternehmen, um NeXT Computer zu begründen. „Ich bin erst 30 Jahre alt und möchte noch etwas leisten und erreichen“, schrieb Jobs zum Abschied an Mike Markkula. Auch zehn Jahre später äußerte sich Steve Jobs in der TV-Dokumentation „Nerds in the Valley“ (1996) verbittert über seine Entmachtung: „Was soll ich sagen? Ich hatte mit Sculley den falschen Mann angeheuert. Er zerstörte alles, wofür ich zehn Jahre gearbeitet hatte. Bei mir selbst angefangen, aber das war nicht das Traurigste. Ich hätte Apple gerne verlassen, wenn Apple sich so entwickelt hätte, wie ich es wollte.“

Die Seele von Apple

Andy Hertzfeld, einer der Väter des Macintosh, trauerte später offen Steve Jobs hinterher: „Apple hat sich nie davon erholt, Steve verloren zu haben. Er war das Herz und die Seele und der Motor. (…) Apple hat damals seine Seele verloren.“ Larry Tessler, der von Xerox zu Apple gekommen war, spricht dagegen von gemischten Reaktionen in der Apple-Belegschaft: „Jeder war an irgendeinem Punkt von Steve Jobs terrorisiert worden. So waren manche erleichtert, dass der Terrorist gegangen war. Auf der anderen Seite, gab es einen unglaublichen Respekt vor Steve Jobs bei denselben Leuten. Wir fürchteten alle, was mit der Firma ohne den Visionär, ohne den Gründer, ohne das Charisma passieren würde.“

Es ist eine Ironie der Computer-Geschichte, dass sich für Branchenexperten genau zum Zeitpunkt der Entmachtung von Steve Jobs wegen der schlechten Mac-Verkaufszahlen der Durchbruch des Macintosh am Markt abzeichnete. Die Überzeugungsarbeit der „Macintosh Evangelists“ begann sich langsam auszuwirken. Neue Softwarefirmen wie Aldus hatten sich mühsam in die Details der „Macintosh Toolbox“ eingearbeitet und erste Desktop-Publishing-Programme wie PageMaker geschrieben. In Kombination mit dem Apple LaserWriter und dem von Adobe geschaffenen Seitenbeschreibungsstandard PostScript krempelte PageMaker die Technik der Publishing-Branche völlig um. Erst recht, als Anfang 1986 der Mac Plus mit 512 Kilobyte ROM auf den Markt kam. Der Mac Plus hatte sogar Cursor-Tasten auf der Tastatur, die Steve Jobs beim ersten Mac noch entschieden abgelehnt hatte, weil die Anwender zwingen wollte, die Maus als Eingabeinstrument zu akzeptieren.

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