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Steve Jobs (6): Das Dynamic Duo bricht entzwei – Neustart mit Pixar

Steve Jobs (5) – Die Macintosh-Piraten

Der schwierige Start des Apple Macintosh

Mit dem Macintosh hatte Steve Jobs einen neuen Meilenstein der Computer-Entwicklung gesetzt. Doch Apple musste zunächst eine lange Durststrecke überwinden, um den kommerziellen Durchbruch zu schaffen. Das lag auch daran, dass das erste Mac-Modell mit 128 Kilobyte Hauptspeicher deutlich zu knapp ausgestattet war. Apple-Fellow Alan Kay beschrieb den Mac damals als einen „Honda mit einem Ein-Gallonen-Tank“. Außerdem fehlten damals noch die Anwendungen wie Aldus Pagemaker oder Peripheriegeräte wie der Laserdrucker, mit denen man später die Stärken der Mac-GUI im Desktop Publishing nutzen konnte.

Im April 1985 eskalierte der Konflikt. In einem zweitägigen Marathon-Meeting verlangte Sculley, Jobs den Posten des Apple Vice President und General Managers der Macintosh-Abteilung zu entziehen.

John Sculley sieht rückblickend diese Krise so: „Es war wirklich nicht die Schuld von Steve Jobs. Es ging nur um Moores Gesetz. Das Mooresche Gesetz ist ein sehr vorhersehbares, beständiges Gesetz, das besagt, dass sich alle etwa 12 bis 18 Monate die Anzahl der Transistoren verdoppelt. Und damit verdoppelt sich die Leistung eines Computers. Und die Realität war, dass der Macintosh Office einfach nicht leistungsfähig genug war. Das hatte nichts mit Apple zu tun. Es hatte mit dem Stand zu tun, in dem sich die Mikroprozessor-Technologie befand. Der Mac konnte einfach nicht sehr viel tun. Er wurde als Spielzeug bezeichnet. Er wurde auf dem Markt lächerlich gemacht.

Steve Jobs sei zu ihm gekommen und habe gesagte: „Ich möchte den Preis des Macintosh senken und ich möchte die Werbung verlagern, einen großen Teil davon weg vom Apple II hin zum Mac.“

Sculleys Antwort lautete: „Steve. Es wird keinen Unterschied machen. Der Grund, warum sich der Mac nicht verkauft, hat nichts mit dem Preis oder mit der Werbung zu tun. Wenn du das tust, riskieren wir, die Firma in die Verlustzone zu stürzen“. Jobs war völlig anderer Meinung als Sculley. Der Ehemalige Pepsi-Manager sagte: „Nun, ich werde zum Vorstand gehen“ und worauf er antwortete: „Ich glaube nicht, dass Du das tun wirst.“

Hier hatte Jobs aber Sculley unterschätzt. „Und so gingen wir zum Vorstand. Und jeder von uns präsentierte seinen Fall vor dem Vorstand. Sie trafen sich mit jedem von uns einzeln. Und dann beauftragten sie den stellvertretenden Vorsitzenden, den dritten Mitbegründer von Apple, Mike Markkula, loszugehen und die Frage zu untersuchen und mit verschiedenen Führungskräften und Ingenieuren zu sprechen.“ Nach gut einer Woche kam Markkula zurück zum Vorstand und sagte: „Ich stimme John zu. Ich stimme nicht mit Steve überein.“

John Sculley erzählt, wie es zum Bruch mit Steve Jobs kam und welchen großen Fehler er sich selbst nicht verzeihen kann

Steve Jobs verliert den Showdown und verlässt Apple

'Der Fall des Wunderkindes' auf dem Titel von Newsweek
‚Der Fall des Wunderkindes‘ auf dem Titel von Newsweek

Ende Mai 1985 verlor Jobs seine Verantwortlichkeiten und wurde auf den Chairman-Posten abgeschoben. Im September 1985 verließ der Apple-Mitbegründer mit einer Handvoll Leute das Unternehmen, um NeXT Computer zu begründen. „Ich bin erst 30 Jahre alt und möchte noch etwas leisten und erreichen“, schrieb Jobs zum Abschied an Mike Markkula.

Die Reaktionen der Apple-Beschäftigten auf den De-facto-Rauswurf offenbarten beide Seiten des Steve Jobs: Andy Hertzfeld, einer der Väter des Macintosh, trauerte Jobs offen hinterher, obwohl auch er von ihm mit rüden Methoden angetrieben worden war: „Apple hat damals seine Seele verloren“, sagte der Software-Entwickler, der nach dem Weggang von Jobs Apple verließ und zuletzt mit dem Design von Google+ Schlagzeilen machte. Larry Tesler, der von Xerox zu Apple gekommen war, sprach aber auch die dunkle Seite des Mitbegründers offen an: „Jeder war an irgendeinem Punkt von Steve Jobs terrorisiert worden. So waren manche erleichtert, dass der Terrorist gegangen war.“

Bei der Entwicklung des Macintosh hatte sich Jobs um jedes noch so winzige Detail gekümmert und war seinen Mitarbeiten mit seiner Kompromisslosigkeit immer wieder auf die Nerven gegangen. Dem Pixar-Management ließ er hingegen große Freiheiten. Doch dieser Spielraum zahlte sich zunächst nicht aus. Das eigentliche Kernprodukt, der Pixar Image Computer zur Animation von Filmsequenzen, verkaufte sich nur schleppend. Dafür sammelten die Kurzfilme des genialen Pixar-Angestellten John Lasseter auf Filmfestivals einen Preis nach dem anderen ein, obwohl die Streifen eigentlich nur als Demos für die Leistungsfähigkeit der Pixar-Hardware gedacht waren. Deshalb fokussierte sich Pixar Anfang der neunziger Jahre auf die Filme selbst, nicht mehr auf die Hardware.

Steve Jobs wird mit „Toy Story“ zum Milliardär

Der Durchbruch gelang Lasseters Mannschaft mit dem computeranimierten Zeichentrickfilm „Toy Story“, den Pixar für Disney produziert hatte. Mit einem Produktionsetat von 30 Millionen Dollar spielte der Film über 360 Millionen an den Kinokassen und in der Zweitvermarktung ein. Kurz nach dem Start von „Toy Story“ am 29. November 1995 ging Pixar an die Börse.

Steve Jobs, der inzwischen sein Vermögen aus der ersten Apple-Ära durch die ständigen Zuwendungen an NeXT und Pixar fast aufgebraucht hatte, wurde dadurch zum Milliardär. „Andere haben einfach den Istzustand hingenommen“, sagte George Lucas nach dem Tod von Jobs. „Das Magische bei Steve war, dass er bei allem, was er berührt hat, das wahre Potenzial erkannte und bei seiner Vision keine Kompromisse einging.“

Weiterlesen: Teil 7 – Auf zu neuen Ufern mit NeXT

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